31.08.2013 Chiwa

Diesen Tag zu beschreiben fiel mir sehr schwer, vor allem die Auswahl der Bilder. Chiwa liegt in der Oase Choresm und kann auf eine 2500jährige Geschichte zurück blicken. Die Altstadt, die als Festung angelegt wurde, besteht aus über 140 historischen Baudenkmälern. Da kommen auch viele Bilder zusammen, welche den Rahmen eines Reiseberichts locker sprengen können.

Am frühen Morgen liefen wir zuerst zum Nurullaboy-Komplex außerhalb der Altstadt. Dabei bewunderten wir die dicken Festungsmauern aus Lehmziegeln. Um Chiwa herum liegen ein paar Sommerresidenzen und eine davon war unser erstes Ziel des Tages. Wenn dieser Palast von aussen auch ganz unscheinbar daher kommt, so besticht er durch sein Inneres. Wir bewunderten mehrere schöne alte Kachelöfen und auch die Wände zogen unsere Blicke auf sich. So besitzt ein großer Raum eine „Tapete“, die aus Gold und Edelsteinen besteht. Wer es sich leisten kann, kann sich hier auch einen Teppich mit seinem Konterfei anfertigen lassen.

Wir liefen wieder zurück zur Altstadt und betraten sie durch das Westtor. Hierbei fällt einem direkt das Kalta Minar (kurzes Minarett) in die Augen. Mit seinem Durchmesser von 14 Metern bei einer Höhe von nur 26 Metern sieht es recht eigenartig aus. Da es einem Schornstein ähnelt wird es von den Usbeken auch als ihr Atomkraftwerk bezeichnet. Es gibt mehrere Gerüchte um dieses Minarett und eines besagt, daß der Emir von Buchara nicht damit einverstanden war, da dieses Minarett größer geworden wäre, als das von Buchara. Er ließ den Architekten angeblich dafür hinrichten und es durfte nicht vollendet werden.

Am Kalta Minar bogen wir von der Hauptstraße nach licks ab und gelangten zur Zitadelle Ko’xna Ark. Der Name bedeutet soviel wie alte Festung und dies deutet darauf hin, dass die Zitadelle an einem Ort errichtet wurde an dem schon einmal eine Zitadelle gestanden hatte. Die heute erhaltenen Gebäude stammen aus dem 17. – 19. Jahrhundert und dienten als offizielle Residenz der Chiwaer Chane. Die Eingangstore sind von Türmen verstärkt und im Inneren befanden sich u.a. die Kanzlei, eine Moschee, der Münzhof, das Harem und der Empfangssaal. Die Gemächer des Harems nehmen ca. die Hälfte des Platzes weg und wir überlegten, ob der Chan bei so vielen Frauen zu beneiden oder bemitleiden war. J Im Münzhof wurden Gold- und Silbermünzen geprägt und die Chane gaben auch Seidenscheine aus, die gewaschen werden konnten. Auf dem Weg zum Thronsaal kamen wir durch mehrere Höfe, die mit Majolikafliesen verziert sind. Im Gegensatz zu Buchara und Samarkand wurden die Fliesen hier durch Nägel an der Wand befestigt. Die Zitadelle bietet auch einen schönen Aussichtspunkt über die Stadt, welcher am Morgen aber gesperrt war. Wir erfuhren, dass man ihn am Nachmittag um 16 Uhr für kurze Zeit betreten durfte und entschlossen uns, dann wieder zu kommen. Vor dem Eingangstor der Zitadelle machten wir noch schnell ein Gruppenfoto, welches bei mir nicht so gut gelang. Ich hoffe jedoch, dass mir andere Teilnehmer ihre noch zukommen lassen.

Wir beguckten uns als nächstes die Medrese Muhammed Rahim Chan, welche direkt auf der anderen Seite des Platzes zu finden ist. Danach liefen wir, vorbei an der Scheich Muktar-Ata-Moschee, in Richtung des Mausoleums von Said Alloviddin, einem Naqshbandi-Sufimeisters, der 1303 starb. An der Medrese Islom Xo’ja machten wir natürlich einen Stopp und bewunderten das schöne gleichnamige Minarett. Mit knapp 45 Metern Höhe ist es einer der Wahrzeichen der Stadt. Bevor es weiter zum Mausoleum ging schauten wir noch ein paar Frauen beim Brotbacken zu. Danach war das Mausoleum erreicht und wir schauten uns darin um. Ursprünglich bestand das Mausoleum aus einem kleinen quadratischen Grabbau. Da es sich zu einer heiligen islamischen Stätte entwickelte, wurden immer mehr Gebäude darum errichtet. Man trifft auch hier viele einheimische Pilger und sollte darauf acht geben, die Leute nicht beim beten zu stören.

Jetzt stand die Juma-Moschee auf dem Programm. Von außen sehr unscheinbar und nicht als Moschee zu erkennen, besticht sie durch ihr Inneres. Die Decke wird von ursprünglich 212 Holzsäulen gehalten. Viele der alten Säulen stehen heute in Museen aber 25 sind noch Originale aus dem 10. Bis 16. Jahrhundert. Jede Säule sieht ein Wenig anders aus und ist mit Fell unterlegt, damit sie vor Bodennässe geschützt sind. Die Schnitzereien in den Säulen verraten dem Kenner das alter jeder Säule, da sich der Stil im Laufe der Zeit änderte.

Nach so vielen neuen Eindrücken schleppte uns Islom noch zum Toshhauli-Palast. Hierbei handelt es sich um den zweiten Palast innerhalb der Innenstadt. Er bestand u.a. aus drei Höfen, einem Harem, dem Gerichtshof, einem Festsaal und sechs Ayvonen. Auch hier ist alles mit Majolikafliesen versehen. Wir erfuhren, dass dieser Chan es leichter hatte, da er nur mit zwei gesetzlichen Frauen zu kämpfen hatte, obwohl der Harem einen großen Teil des Palastes einnimmt. J

Nachmittags bekamen wir dann noch ein paar Stunden Freizeit. Zusammen mit Laura, Eva und Aman machte ich mich auf den Weg. Wir liefen durch die Stadt und sahen noch viele andere Medresen und Moscheen. Will man sich diese Stadt genuer ansehen, brauchte man wohl mehrere Wochen. In einem kleinen Cafe machten wir eine kurze Pause und wollten anschliessend noch zum Aussichtspunkt der Zitadelle, da dieser ja nun geöffnet haben sollte. Dies war zum Glück auch der Fall und wir machten herrliche Panoramaaufnahmen. Von hier oben hat man eine wunderschöne Aussicht.

Jetzt hatten wir so viele alte Gemäuer gesehen, dass wir uns entschlossen, auch die Wohnviertel außerhalb der Altstadt einmal zu besichtigen. Wir liefen durch dieses Viertel und ich wurde sogar das restliche mitgebrachte Hundefutter los. Um Lauras Melonensucht zu befriedigen wurde dann noch eine mit ins Hotel genommen, die wir spät abends dann noch gemütlich zusammen verspeisten.

Früher am Abend gab es dann aber auch noch eine richtige Mahlzeit. Hierfür fuhren wir mit dem Bus zu dem Sommerpalast des letzten Chans von Chiwa. Der Palast liegt etwas außerhalb und es wurde uns dort auch noch eine Folklorevorstellung geboten.

Im Hotel angekommen beschlossen wir, einer mitgereisten Familie dabei zu helfen, ihre Flasche Wodka zu leeren. Im Innenhof des Hotels versammelten wir uns und hatten anschließend gute Laune. Wie schon berichtet, ließen wir den Tag mit einem Stück Melone auf dem Balkon des Hotels ausklingen. Dabei genossen wir noch einmal die wunderschöne Aussicht.

 

 

 

 

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