30.08.2013 Buchara - Chiwa

Ein letztes Mal beguckte ich mir die schöne Wandfliese im Badezimmer und guckte, ob ich alles mitgenommen hatte. Am heutigen Tag lag ein ca. 9-stündiger Transfer vor uns. Es sollte weiter Richtung Chiwa gehen. Vorher wollten wir uns jedoch noch ein weiteres Wahrzeichen Bucharas begucken. Etwas außerhalb der Altstadt liefen wir durch enge Gassen. Wenn man sich die Gaszähler an den Wänden so ansieht, fragt man sich, was unser TÜV wohl dazu sagen würde. Plötzlich hörten wir ein kleines Kätzchen miauen und Laura und ich spielten kurz mit ihm. Der Erfolg den wir erzielten war, daß uns das Kätzchen von da an folgte und nicht mehr von unserer Seite wich. Erst als wir unser Ziel erreichten, fand sie dann jemanden, der ihr besser gefiel und folgte ihm. Wir standen jetzt vor dem Gebäude, welches als Chor Minor bekannt ist. Diese Moschee wurde 1804 von einem reichen Turkmenen namens Kalif Niyazkul errichtet. Dieses ungewöhnliche Bauwerk erhielt seinen Namen auf Grund seiner vier Minarette (Chor = Vier, Minor = Minarett). An einem kleinen Laden traf ich dann auch auf den ersten Hund, der sich über das mitgebrachte Futter sehr freute.

Nun machten wir uns auf den langen Weg nach Chiwa, hielten jedoch nach kurzer Fahrt noch einmal an. Wir wollten uns ein Baumwollfeld mal von nahem begucken. Da sich Usbekistan dafür rühmt, viertgrößter Baumwollproduzent zu sein, gehört dies halt zu einer Usbekistanreise dazu. Die Jahreszeit war hierfür sehr günstig, da von der Blüte über die Kapseln bis hin zur Baumwolle alle Stufen vorhanden waren. Für diese Pflanze wurde also der Aralsee geopfert, da seine Zuflüsse vollständig zur Feldbewässerung umgeleitet wurden. Der See trocknete fast komplett aus und bescherte den Usbeken das Problem mit den versalzenen Böden, da der Wind das Salz des Sees über das Land verteilt.

Nach nur kurzer Fahrt merkt man, daß die Gegend wieder trockener wir und man sich in der Wüste befindet. Hier irgendwo zwischen Buchara und Chiwa ist dann auch der Übergang zwischen zwei Wüsten mit unterschiedlichem Namen, der Karakum und der Kysylkum. Sie unterscheiden sich vorwiegend durch die Farbe des Sandes. Die Karakum ist die Größte und die Kysylkum die zweitgrößte Wüste Zentralasiens. Beide Wüsten sind jedoch keine reinen Sandwüsten, sondern von vielen Pflanzen bewachsen. Sie haben sich an die extremen Bedingungen angepaßt und ihre Wurzeln reichen teilweise bis in 20 Meter Tiefe.

Die Straße nach Chiwa ist nicht gerade die Beste und die Landschaft ziemlich eintönig. Wir kamen an einem Brunnen vorbei, an dem sich gerade eine Ziegenherde aufhielt. Die Gegend wurde immer trockner und man konnte an manchen Stellen Sanddünen beobachten. Auch Sandverwehungen auf der Straße konnte man jetzt beobachten. Nachdem man mehrere Stunden Fahrt hinter sich hat, wird die Straße dann bedeutend besser, da sie hier schon erneuert wurde.

Nun wurde es Zeit eine kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Ein uns entgegenkommender Bus brachte unsere Essenspakete aus Chiwa mit und es wurde auf offener Strecke ausgetauscht. Da die Temperaturen es nicht zuließen, unter freiem Himmel die Mahlzeit ein zu nehmen, hielten wir an einem kleinen Restaurant. Beim Aussteigen sah ich einen kleinen Jungen und gab ihn einen Ball zum Spielen. Er verstand erst nicht, daß der Ball für ihn sein soll, hatte dann jedoch viel Spaß. Hier hatten wir auch die Gelegenheit, die Toilette zu benutzen und sie war sogar sauber. Das ist in diesem Land nicht ganz üblich, wenn man sich vorsichtig ausdrücken will. Toilettenpapier ist heute in Usbekistan zwar fast überall vorhanden aber hier hatte ich Glück, noch etwas davon in der Tasche zu haben. Hinter dem Haus beobachtete ich eine Kuh und so wie sie da lag, musste ich an Indien denken. Nachdem wir dann gegessen hatten gingen wir zum Bus zurück und ich bemerkte einen anderen kleinen Jungen ca. 4-5 Meter vom Bus entfernt stehen. Er ließ mich nicht aus den Augen, egal wo ich mich hin bewegte. Was wollte er wohl ausgerechnet von mir? Ich denke mal, daß er noch nie einen so schönen Menschen gesehen hatte und schenkte ihm für seine Anerkennung einfach mal einen Ball. Da fing aber jemand an zu strahlen und lief direkt laut schreiend in Richtung des kleinen Dorfes in der Nähe.

Es ging anschließend weiter durch die Wüste aber nach ca. zwei Stunden Fahrt hatten wir das Ufer des Flusses Amudarja erreicht. Dieser Fluss bildet die Grenze zu Turkmenistan und wir machten hier eine Pause. Wir beobachteten die Schönheit der Natur und sahen versteinerte Muscheln im Boden. Da Laura sich nicht beherrschen konnte und unbedingt bis ans Wasser wollte, bemerkten uns zwei Soldaten, die die Grenze bewachten. Sie kamen sofort zu uns und wiesen uns darauf hin, dass hier Fotografieren strengstens verboten ist. Sie baten uns, den Ort zu verlassen und wir fuhren weiter. Unsere Fotos hatten wir ja schon geschossen.

Da wir schon ein paar Stunden Fahrt hinter uns hatten wurde es auch mal wieder Zeit für eine Toilettenpause. Toiletten? Woher nehmen, in dieser Gegend? An einer Brücke über den Fluss fuhren wir in eine Seitenstraße und teilten die dort vorhandenen Büsche für Frauen und Männer ein. Gerade als wir die Männerbüsche auf der rechten Seite benutzen wollten, begegnete uns ein junger Stier, der die gleichen Büsche für sich beanspruchte. Naja, er war friedlich und so kamen wir doch zu unserer Erleichterung. Wir liefen noch ein Stück Richtung Fluss und machten ein paar Aufnahmen von der Brücke, was in Usbekistan ebenfalls verboten ist. Die Elektrik der Brückenbeleuchtung ist nicht gerade vertrauenserweckend.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt durch nun grünes Land, erreichten wir Chiwa. Schon der erste Anblick der dicken Stadtmauer aus Lehmziegeln lässt einen erahnen, daß sich die weite Fahrt gelohnt hat. Wir bezogen unser Hotel innerhalb der Altstadt, direkt neben dem Kalta Minor. Es handelt sich hierbei um eine alte Medrese, die zu einem Hotel umgebaut wurde. Es ist natürlich ein besonderes Erlebnis mal in einem so historischen Gebäude zu übernachten, hat aber auch Nachteile. Als ich erst einmal unter die Dusche springen wollte, hatte ich die Vorhangstange direkt in der Hand. Sollte man beim Duschen warmes Wasser benötigen, so muss man ca. 20 Minuten warten. Der Grund ist aber einfach, denn wir befanden uns ja schließlich in einem Gebäude, welches unter Denkmalschutz steht und zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Hier darf nichts verändert werden. Die Duschstange darf nicht angeschraubt werden und das Wasser muss erst aus der Altstadt raus, dort erwärmt und dann wieder zurück kommen. Die Gänge und vor allem die Treppe sind besonders für Limbotänzer geeignet. All diese Nachteile nimmt man aber liebend gerne in Kauf, da man nicht zentraler übernachten kann als hier.

Mit einem guten Abendessen in historischer Umgebung ließen wir den Tag ausklingen.

 

 

 

 

 

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