29.08.2013 Buchara

Dieser Tag begann für mich sehr schön, denn als ich aus dem Hotel kam, begrüßten mich ein paar Kinder mit „Hallo Rudi“. Die Teilnehmer unserer Rundreise wussten jetzt ja schon von dem mitgebrachten Spielzeug, fragten mich aber trotzdem, woher die Kinder mich denn kennen würden. Gegenüber vom Hotel gab es ein kleines Geschäft, in dem es Messer aus Titan zu kaufen gab.

Nachdem wir uns alle gesammelt hatten ging es los und wir liefen wieder Richtung Kalon-Komplex. Dieses Mal stand aber die richtige Führung auf dem Programm und wir besahen uns erst einmal die Miri Arab Medrese. Das Gebäude entstand in der Zeit von 1530 bis 1536 und wird auch heute noch als islamisch-geistige Lehranstalt genutzt. Der Innenhof darf deshalb nur von Moslems betreten werden und wir sahen ihn nur durch ein kleines Fenster.

Danach war dann die Kalon-Moschee das nächste Ziel. Diese Moschee ist eines der ältesten islamischen Gotteshäuser und wurde 1514 erbaut. Sie ist die zweitgrößte nach der Bibi Khanom Moschee in Samarkand. Während die Wände des Hofes alle mit Majolikafliesen verziert sind, ist der Innenraum der Moschee ziemlich schlicht gehalten. Die Galerie wird von 288 Kuppeln überdeckt, die sich auf 208 Säulen stützen.

Wir liefen durch den Tim Abdullah Chan, in dem viele Souvenirläden untergebracht sind. Hier gibt es auch guten Kräutertee zu kaufen, der jedoch sehr teuer ist. Kommt man aus diesem Marktkuppelbau heraus, sieht man auf der rechten Seite die Fassaden von zwei großen, sich gegenüberstehenden Medresen. Wir besahen uns als erstes die Abdullasiz Chan Medrese aus dem Jahre 1652. Ihr gegenüber steht die kleinere Ulug’bek Medrese. Sie wurde schon in den Jahren 1417-1418 von Ibn Tahir ibn Machmud Isfahani erbaut, wie aus einer Aufschrift am Gebäude hervorgeht. Der Machthaber Ulug’bek ließ über dem Eingang eine Inschrift einmeißeln: „Das Streben nach Wissen ist die Pflicht eines jeden Moslems und einer jeden Moslime“. Vielleicht ist das der Grund, weshalb islamische Länder heute eine höhere Akademikerrate haben, als westliche.

Damit Ismail das Busfahren nicht ganz verlernt, nahmen wir seine Dienste jetzt auch mal wieder in Anspruch. Unser Ziel war der, östlich von Buchara gelegene, Naqshbandi-Komplex. Auf dem Weg dorthin kamen uns viele Eselskarren entgegen. Da der Komplex zu einer der heiligsten Stätten des Islam gezählt wird, trifft man hier auch viele moslemische Pilger. Der Platz wurde nach Bahauddin Naqshbandi (1318-1389) benannt, da er hier gegraben liegt. Er war der Begründer eines wichtigen Sufi-Ordens und wurde unweit von hier geboren. Der Komplex wurde 1993, zum 675. Geburtstag von Naqshbandi renoviert.

An einer Stelle innerhalb des Komplexes liegt ein alter Maulbeerbaum und man sagt sich, wer unter ihm hindurch kriecht, wird von seinen Sünden befreit. Naja, dafür kann man auch mal zwei Minuten Schlange stehen und ich fühle mich jetzt natürlich wesentlich besser. Wir schauten uns noch ein Weilchen um und beobachteten die Leute beim Beten.

Der nächste Anlaufpunkt war das Fayzullah Khodjaevs Haus aus dem 19. Jahrhundert. Fayzullah war ein reicher Kaufmann und sein Haus wurde zu einem Museum umgebaut. Auch hier empfing uns ein wunderschön bewachsener Garten. Wir besahen uns mehrere Zimmer und staunten nicht schlecht, wie gut man als Händler auf der Seidenstraße leben konnte. Hier fiel mir auch Lauras Tätowierung das erste Mal richtig auf, da sie von der Sonne so schön hervorgehoben wurde. Sie hat sich ausgerechnet die für mich wichtigste römische Göttin als Motiv gewählt und ich hoffe, daß sie sich als Jurastudentin auch zukünftig an Justitia‘s Ideale hält. Auch wenn es nicht hier hin gehört, möchte ich kurz erklären, was ich glaube, warum Justitia für mich so wichtig ist. Ich bin am 21.09. im Zeichen der Jungfrau in Moers-Asberg, dem römischen Asciburgium geboren. Justitia kommt in der römischen Mythologie nur ein einziges Mal vor, als sie in den Himmel zurückkehrt und zum Sternzeichen Jungfrau wird. Das könnte also der Grund sein, warum ich so einen starken Gerechtigkeitssinn habe. J Justitia straft gerecht, ohne das Ansehen der Person und das ist auch für mich sehr wichtig.

Zurück zu unserer Rundreise. Wir fuhren nach Buchara zurück, da der Nachmittag als Freizeit genutzt werden konnte und manche dies auch annahmen. Fakultativ konnte man aber noch einen weiteren kurzen Ausflug mitmachen und da war ich dabei. Acht Kilometer von Buchara entfernt liegt Chor Bakr aus dem 16. Jahrhundert. Zwischen 1560 und 1563 wurde der aus drei Teilen bestehende Komplex, auf Befehl Abdullah Chan’s errichtet.

Links befindet sich die Chanaka (Pilgerherberge), in der Mitte nach hinten versetzt die Medrese (Koranschule) und rechts die Moschee. Um den Komplex herum befinden sich viele Mausoleen einstmals mächtiger Scheiche und so wird der Komplex auch häufig als Chao Bakr Nekropole bezeichnet.

Der Rest des Tages war dann aber endgültig Freizeit angesagt. Schnell geduscht, Geld gezählt und dann raus auf die Strasse. Ich entschied mich dafür, Richtung Basar zu laufen und wollte auch die Wohngegenden ausserhalb der Altstadt einmal kennen lernen. Allein machte ich mich also auf den Weg und kam an einem kleinen Park vorbei. Mitten in dem Park machte ich Bekanntschaft mit einer Meute nicht gerade gutgesinnter Hunde. Ein paar Soldaten kamen mir dabei zu Hilfe und verscheuchten sie. Warum muss gerade mir als Freund aller Hunde so etwas passieren und was hätten diese Hunde gemacht, wenn sie gewusst hätten, daß ich noch eine Tüte Hundefutter in der Tasche hatte? Selbst Schuld und andere Hunde haben sich später noch darüber gefreut. Ich lief dann durch die Wohnviertel und stand plötzlich vor einer weiteren Medrese, die nicht im offiziellen Programm stand. Wie ich später erfuhr, dürfte es sich um die Kosh-Medrese aus dem 16. Jahrhundert gehandelt haben. Am Basar angekommen, sah ich plötzlich ein paar Usbeken Backgammon spielen. Das ist natürlich was für mich und ich interessiere mich immer dafür, welche Regeln in den Ländern so gespielt werden. Ich sah also zu und wie sollte es anders sein, wurde ich zu einer Partie eingeladen. Hier in Usbekistan spielt man die gleichen Regeln wie bei uns und wir vereinbarten, drei Partien um jeweils 10.000 Sum zu spielen. Das gehört sich so, wie ich erfuhr, da der Sieger der ersten Partie dem Verlierer ja eine Revanche geben muss, es aber auf jeden Fall einen Gewinner geben muss. Naja, komische Logik aber ich willigte ein. Nachdem ich die ersten beiden Partien gewonnen hatte und sich schon so 20-30 Männer um uns gesellt hatten, fand ich es auch gar nicht schlimm, das letzte Spiel zu verlieren. Da kam natürlich richtig Freude auf, daß sie den dummen Ausländer wenigstens einmal besiegen konnten. Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und ich war um 10.000 Sum reicher geworden.

Auf dem Rückweg traf ich am Ark noch auf mehrere Hochzeitspaare, die sich für ihre Fotos in Schale geschmissen hatten. So ging auch dieser Tag auf’s Ende zu. 

 

 

 

 

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