26.08.2013 Samarkand

Da unsere Weiterfahrt nach Shar-e-Sabz auf den Folgetag verschoben wurde hatten wir noch einen weiteren Tag zur Verfügung, um diese herrliche Stadt zu erkunden. Obwohl usbekische Hotelzimmer immer noch mit Aschenbechern ausgestattet sind, setzte ich mich am frühen Morgen zum Qualmen auf den Balkon. Ein kleiner Junge, der mit seiner Mutter zufällig vorbei kam, freute sich über einen mitgebrachten Fussball und ich hatte wieder ein Bisschen mehr Platz in meinem Koffer. Ich genoss die Aussicht auf das Ruhabadmausoleum, welches sich direkt gegenüber dem Hotel befindet. Hierbei handelt es sich um eines der ältesten Gebäude Samarkands. Wie sollte es anders sein wurde auch dieses von Timur erbaut. Im 14. Jahrhundert verband eine prachtvolle Allee dieses Mausoleum mit Gut Emir. Das Ruhabadmausoleum wurde über die Grabstätte des berühmten samarkander Mystikers Scheich Burchaneddin Sargazhi errichtet. Er war ein Mitglied des Derwischordens und verbrachte sein Leben mit Pilgerfahrten. Als der Tod ihn in China ereilte wurde er nach Samarkand überführt, da er hier beerdigt werden wollte. Timur befahl den Bau des Mausoleums um das Gedächtnis an den Heiligen zu verewigen. Der Name Ruhabad bedeutet „Wohnstätte des Geistes“ und soll damit die Nachkommen an den Heiligenschein des Scheiches erinnern.

Während ich meine Zigarette in vollen Zügen genoss beobachtete ich auch noch eine kleine Limousine, die des Weges kam. Die Usbeken besitzen dann wohl doch nicht nur Kleinwagen, obwohl nicht so viel Geld vorhanden ist.

Der einzige offizielle Teil des Tages bestand in einem Besuch bei der bekannten Modedesignerin Valentina Romanenko. Wir bekamen eine Modeschau zu sehen und waren uns einig, dass man diese Sachen in Deutschland nur zu Karneval anziehen könnte. Ich kaufte daher auch nur ein Seidentuch als Geschenk für meine Mutter.

Damit der Tag nicht ganz so langweilig wird, hatte ich mich dann noch für einen fakultativen, halbtägigen Ausflug entschieden. Dieser ging zu einem der heiligsten moslemischen Pilgerstätten der Gegend. Ca. 12 Kilometer von Samarkand entfernt liegt der Imam Al-Buchari-Komplex. Imam Al-Buchari wurde im 9. Jahrhundert in Buchara geboren, liegt aber hier in der Nähe Samarkands begraben. Im 14.Jahrhundert wurde über seinem Grab ein kleines Mausoleum errichtet. Mohammed ibn Ismail Buchari war sein ganzes Leben süchtig nach Hadithen (Aussprüche des Propheten Mohammed) und schrieb, sammelte und ordnete 7275 dieser Texte.

Erst im Jahre 1998 wurde zum 1225. Geburtstag des Imams die Moschee und andere Gebäude, dem Komplex beigefügt. Er soll als Ort der Anbetung und des Erhalts des heiligen Grabes dienen.

Auch hier trifft man viele Einheimische und der Ort ist bei Hochzeitspaaren sehr beliebt. Wir durften auch den Innenraum der Moschee besuchen, mussten jedoch, wie es sich gehört, die Schuhe ausziehen. Das 17 Meter hohe Mausoleum im Innenhof ist mit einer gerippten Kuppel versehen und sehr sehenswert. Die bunt bemalten Decken des umgebenden Umgangs sehen zwar schön aus aber man bemerkt direkt, daß sie neueren Datums sind.

Wieder in Samarkand angekommen, ging ich erst einmal mit Aman etwas essen. Da er gebürtig aus Afghanistan kommt, versteht er auch die Sprache der Usbeken und konnte immer den Dolmetscher spielen. Das war natürlich ein großer Vorteil für uns. Nach dem Essen fuhren wir zwei dann mit Islom zu ihm nach hause, da er hier in der Nähe wohnt. Es war schon ein Erlebnis auf dem Weg dahin mit ihm an einer Tankstelle an zu halten. Nachdem der Tankwart den Wagen vollgetankt hatte, wurden die 1000 Sum-Scheine stapelweise ausgetauscht. Da muss man sich in diesem Land jedoch dran gewöhnen, da man für einen Euro ca. 3000 Sum erhält und der Tausender der größte gebräuchliche Schein ist. In Isloms Heim angekommen, lernten wir seine Eltern und seine kleine Tochter kennen. Sein Vater schnitt für jeden von uns einen Blumenstrauss im Garten und war sehr freundlich.

Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Stopp am Reisebüro, welches unsere Rundreise vor Ort regelte. Islom versprach uns eine Überraschung und so sollte es auch kommen. Wir bekamen alle eine Eintrittskarte für das Musikfestival am Registan. Wie es sich in diesem Land gehört, muss alles ganz korrekt und jede Karte auf den persönlichen Namen ausgefüllt sein.

Eva mit usbekischen Kindern vorm Hotel Malika Prime in Samarkand

Gegen Abend machten wir uns also auf den Weg und am Eingang des Festivals wurden die Eintrittskarten dann mit dem Personalausweis verglichen. Da sich herausstellte dass wir es wirklich waren, durften wir die Absperrungen durchqueren. Zu unserer Überraschung durften wir sogar auf den gepolsterten Plätzen in den vorderen Reihen, bei der Prominenz sitzen.

Es ist schon ein traumhafter Anblick, ein Musikfestival zwischen den historischen, beleuchteten Gebäuden anzusehen. Wir wurden dann auch noch auf deutsch angesprochen und erfuhren, daß an diesem Tag auch die deutsche Gruppe auftreten wird. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und blieben so lange, bis dieser Teil abgeschlossen war. Da das Festival im usbekischen Fernsehen live übertragen wurde und wir uns des Öfteren auf den Bildschirmen wiedersahen, gehe ich davon aus, dass wir nun auch in Usbekistan als Fernsehstars bekannt sind. Naja, als deutsche Gruppe kam dann eine thüringische Volksmusikgruppe und was will man damit schon reißen. Wie wir im Nachhinein erfuhren, bekam Deutschland von den zahlreichen Preisen auch keinen ab.

Alles in allem war es ein sehr schöner Abend und wir gingen ein letztes Mal in unser samarkander Hotel schlafen. Morgen sollte es ja weiter bis nach Buchara gehen.

 

 

 

 

zurück --> 25.08.2013                                weiter --> 27.08.2013