25.08.2013 Samarkand

Am heutigen Tag standen keine langen Transfers auf dem Programm, da wir uns nur in Samarkand aufhielten. Unser erstes Ziel hieß Shah-e-Sende oder Shohizinda. Hierbei handelt es sich um ein herrliches Ensemble verschiedener Mausoleen timuridischer Adliger.

Am Eingangsportal angekommen, leuchten uns schon die bunten Majolikafliesen entgegen. Hier bildeten Blumen und Sterne das Leitmotiv, das Samarkander Ornament. Das Portal gab Ulug’bek im Namen seines Sohnes in Auftrag.

Da hier auch Qussam ibn Abbos, der Cousin des Propheten Mohammed begraben liegen soll, wird der Ort auch als Pilgerstätte verwendet. Es fällt einem direkt auf, da sich auch viele Einheimische hier aufhalten.

Links hinter dem Eingang befindet sich eine Moschee aus dem 15. Jahrhundert. Kurz dahinter beginnen die Mausoleen mit einem Zweikammermausoleum aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Mausoleen sind in drei Stufen angeordnet und so muss man erst eine längere Treppe hinauf, um zur mittleren Ebene zu gelangen.

Oben angekommen, öffnet sich dem Besucher ein enger, siebzig Meter langer Korridor, an dem sechzehn Gebäude, Mausoleen und Moscheen angeordnet sind. Die über und über mit Majolikafliesen verzierten Bauten erwecken den Eindruck, man befinde sich in einem Freilichtmuseum. Traumhaft schön und wir machten wieder einmal zahlreiche Fotos. Die Mausoleen der mittleren Ebene entstanden überwiegend im 14. Jahrhundert, nachdem Timur Samarkand zur Hauptstadt seines Reiches gemacht hatte.

Die Einheimischen freuten sich uns zu sehen und da blonde Menschen hier als Glücksbringer gelten, wurden wir von ihnen angesprochen, um für ein gemeinsames Foto zu posieren.

Die ganz oberste Ebene ist ziemlich neu und die Grabsteine verraten sofort, dass die Gräber zur Zeit der Sowjetunion angelegt wurden.

Nachdem wir noch ein Weilchen Freizeit genossen und uns ausgiebig umgeschaut hatten, ging es zu Fuß weiter Richtung Basar. Auf dem Weg dort hin kam uns ein Brotverkäufer entgegen und wir nutzten sein Angebot direkt aus. Welch ein Genuss, wenn das Brot noch schön warm ist. Ein Basar besteht in diesem Land meist aus vier Abteilungen: Obst und Gemüse, Gewürze und Nüsse, Süssigkeiten und Reis. Manchmal kommt dann noch eine Fleischabteilung dabei. Das Probieren der Nüsse Aprikosen und Rosinen ist ausdrücklich erwünscht.

Unmittelbar neben dem Basar befindet sich die Bibi Khanum Moschee (auch Bibi Xanom Moschee). Diese war dann auch unser nächster Anlaufpunkt. Erbaut wurde sie zwischen 1399 und 1404. Timur selbst beaufsichtigte den Bau der Moschee und sie sollte die großartigste der östlichen Welt werden. Benannt ist sie nach Timurs Lieblingsfrau Saray-Mulk-Xanom. Da diese zu gegebener Zeit schon etwas älter war, wurde die Moschee Bibi Kanom (deutsch: alte Königin) genannt. Wir durchschritten das Eingangsportal und besichtigten den ca. 5000 Quadratmeter großen Innenhof. Hier erzählte uns Islom die Geschichte der Bibi. Als Timur auf dem Rückweg von einem Feldzug war, wollte die Königin den Bau beschleunigen, damit er noch vor Timurs Ankunft fertig gestellt würde. Der Architekt forderte dafür einen Kuss der schönen Königin und sie willigte ein. Als Timur dies erfuhr floh der Architekt und die Königin sollte ihr Leben verlieren. Die Strafe sollte vollzogen werden, indem sie von einem der Minarette geworfen wurde. Kurz vor der Hinrichtung bat sie darum, alle ihre Seidenkleider anziehen zu dürfen und so wurde die Fallschirmseide erfunden.

Auch diese Moschee besitzt eine gerippte Kuppel und ist reichlich mit Majolikafliesen verziert. Anhand der Ornamentik erkennt man deutlich den indischen Einfluss. Wir bekamen noch ein paar Minuten Freizeit und machten uns dann wieder auf den Weg. Unser nächster Halt war eine Bäckerei, wo wir den Angestellten bei der Arbeit zusahen.

Nun ging es zu einer Stelle, die erst 1908 freigelegt wurde. Es handelt sich hierbei um das Observatorium des Ulug’bek. Diese Sternwarte wurde 1424 – 1428 erbaut und bestand zum größten Teil aus einem Sextant mit einem Radius von 40,4 Metern. Mit diesem, größtenteils unterirdischen Sextanten wurde der Sternenatlas des Ulug’bek erstellt. Er war wesentlich genauer als die im Abendland verwendeten. Die überirdischen Gebäude wurden zerstört und heute befindet sich an dieser Stelle ein 1970 erbauter Memorialkomplex, der u.a. ein kleiines Museum enthält. Nachdem wir alles besichtigt hatten, bot uns Islom noch eine zusätzliche Leistung an, die wir aber selbst bezahlen mussten, da sie nicht zum offiziellen Programm zählte. Wir willigten ein und so fuhren wir zu einem kleinen Museum, welches die ältesten Funde der Stadt enthielt. Samarkand hieß früher Afrosiyob und das Museum ist dieser Zeit gewidmet. Hier besichtigten wir die ältesten Wandmalereien Usbekistans. Diese sogdischen Malereien aus dem 6. Jahrhundert sind das Schmuckstück des Museums.

Im Anschluss an das Museum machten wir wieder eine kleine Erfrischungspause im Hotel. Gegen Abend versammelten wir uns auf der Dachterrasse zu einer ausgiebigen Weinprobe. Da ich sonst keinen Alkohol trinke und auch kein Weinkenner bin, fand ich die ersten Weine nicht sonderlich toll, da es sich um trockene Weine handelte. Die letzten beiden waren dann aber voll mein Geschmack und zuckersüß. Der süßeste Wein, den ich bisher getrunken hatte, war der Kagor aus Bulgarien, aber die usbekischen übertrafen diesen noch bei weitem und so nahm ich mir, neben einer Flasche Cognac auch vier Flaschen Wein mit.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch zu einer usbekischen Familie Ploy essen. Die Kinder der Familie freuten sich über die mitgebrachten Geschenke. Einer der mitgebrachten Teddies gefiel der Hausherrin so gut, dass sie ihn für sich kassierte. Sie bedankte sich mehrfach und wir hatten alle unsere Freude.

Die Reisegruppe hatte sich in der Zwischenzeit kennen gelernt und zusammen mit Eva, Laura und Aman lief ich dann noch einmal Richtung Registan. Hier fand ja das Festival statt und es waren reichlich Leute unterwegs. Auch hier freuten sich wieder ein paar Kinder über die mitgebrachten Stofftiere. Danach wurde es dann Zeit, dass Hotel zur Nachruhe auf zu suchen.

 

 

 

 

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