01.09.2013 Chiwa - Karakalpakstan - Urgentsch - Tashkent

Jetzt war der Tag gekommen, auf den die Usbeken schon ein paar Tage gewartet hatten. Am 1. September ist offiziell Unabhängigkeitstag aber die Vorbereitungsfeiern beginnen bereits zwei bis drei Tage vorher. Da wir noch ein Weilchen Zeit zur freien Verfügung hatten, beschloss ich gemeinsam mit Laura und Eva noch einmal durch die Stadt zu laufen. Mir fielen dabei die schönen geschnitzten Backgammon auf. Sie sind aber sehr groß und schlecht zu transportieren. Daher entschied ich mich, dass das handbemalte Spiel aus Buchara für diese Reise reicht. Wir liefen zum Osttor hinaus und schauten uns auf dem Markt neben der Stadtmauer etwas näher um. Leider hatte ich am frühen Morgen noch keinen Hunger, sinst hätte ich dort gerne einen Fleischspieß probiert. Auf diesem Markt fand ich dann auch noch Angelhaken mit extrem langen Schenkeln. Ich dachte mir direkt, die könnten Milko in Bulgarien interessieren und nahm ca. 20 Stück davon mit. Der Markt und auch die Altstadt waren an diesem Tag sehr voll, da Feiertag war.

Da unser Flug von Urgentsch nach Tashkent erst spät am Abend ging hatten wir noch den ganzen Tag Zeit für andere Erkundungen. Da es in der Wüste Kysylkum noch viele alte Festungen gibt, wollten wir davon auch noch welche sehen. Wir fuhren hierfür bis nach Karakalpakstan. Hierbei handelt es sich um eine vollkommen autonome Republik innerhalb Usbekistans. Die Karakalpaken leben zu einem großen Teil noch nomadisch in Jurten. Rund 75 Kilometer von Chiwa entfernt erreichten wir die Ruinen der Festung Toprak Kala. Sie ist während der Kuschanzeit im 3. Und 4. Jahrhundert entstanden. Man geht heute davon aus, dass sie nur ca. 50 Jahre bewohnt wurde und dem Choresmschah gehörte. Die gefundenen bunten Wandmalereien befinden sich heute in der Eremitage in St. Petersburg. Wir bestiegen den Hügel und betrachteten die Mauerreste, die die Ausmaße der Gesamtanlage gut erkennen lassen.

Nach der Besichtigung machten wir eine kurze Teepause in einer Jurte in der Nähe. Wir machten es uns bequem und genossen den Tee und die dargereichten Kekse. Zusätzlich hatten wir hier auch wieder die Gelegenheit, so etwas ähnliches wie eine Toilette zu besuchen.

Wir fuhren weiter nach Ayaz Kala und hielten an einem Jurtencamp, in dem wir auch unser Abendessen bekommen sollten. Wir besahen uns einen dreirädrigen Traktor. Diese werden auf den Baumwollfeldern eingesetzt.

Unweit des Camps befinden sich die Überreste der Festung Ayaz Kala. Da man den Hügel nicht mit dem Bus erreichen kann, machten wir uns zu Fuß auf den Weg dorthin. Da es keine Wege gibt, kommt man hierbei ein Bisschen mit der Wüste in Berührung. Hierbei begegneten uns mehrere Geckos und ich roch an den trockenen Zweigen der stinkenden Ferula. Leider haben die Usbeken noch nicht die Vorzüge dieser Pflanze erkannt, denn in Indien wird das Harz von ihr als Gewürz benutzt. In Deutschland ist es wenig bekannt und wird unter anderem als Stinkasant oder Teufelsdreck gehandelt. Bei manchen Gerichten möchte ich es nicht mehr missen, obwohl es sehr vorsichtig angewendet werden muss.

Oben auf der Festung angekommen hat man eine wunderschöne Aussicht. Man sieht von hier aus noch die Ruinen zweier weiterer Festungen in unmittelbarer Nähe. Plötzlich hörten wir irgendwo Musik spielen. Die Reisegruppe machte sich auf den Rückweg aber nicht alle. Wieder einmal mit Eva, Laura und Aman mussten wir erst wissen, wo die Musik herkommt. Wir stellten fest, dass fünf einheimische junge Männer hier oben Picknick machten. Jetzt waren natürlich wieder Amans Sprachkenntnisse gefragt und sie wunderten sich darüber, dass er ihre Sprache beherrschte. Sofort bekamen wir eine Melone geschenkt und wurden eingeladen. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen und gesellten uns zu ihnen. Aman schnitt die Melone klein und es gab noch Brot, Weintrauben, gegrillte Fleischspieße u.a.. Die Spieße schmeckten wirklich vorzüglich und waren die besten, die ich in Usbekistan gegessen habe. Auch für Getränke hatten sie gesorgt und ich trank ein Glas Fanta. Den angebotenen Wodka lehnten wir jedoch dankend ab, da wir sahen, dass sie damit recht knapp bemessen waren. Bei fünf Mann nur vier Flaschen Wodka, da hat doch nicht einmal jeder eine. J Es war jedenfalls ein schönes Erlebnis und da hat auch Aman ein Dankeschön von mir verdient.

Als wir uns dann auch auf den Rückweg gemacht hatten, lief uns plötzlich in der Wüste ein Tier über den Weg. Wir wussten zwar nicht, worum es sich handelte, machten jedoch direkt wieder ein paar Fotos. Später erfuhr ich von Islom, dass es sich dabei um eine Zieselmaus handelte, die hier als Totenfresser bezeichnet werden. Sie werden 25-30 Zentimeter groß und graben lange Gänge. Mir hat unsere Zieselmaus gut gefallen und ich fand es putzig, als sie sich aufrichtete und uns beobachtete.

Im Jurtencamp angekommen, gab es dann unser Abendessen und was sollte es wohl geben? Plow natürlich aber dieses Mal war es wirklich gut gewürzt. Dieses Reisgericht gibt es ja in über hundert Varianten und dies war die beste die ich kennen gelernt habe. Die Hausherrin versprühte richtig Lebensfreude und war sehr lebendig. Der Wodka war hier auch gratis und wurde direkt in Teeschüsseln serviert.

Als es schon dunkel geworden war machten wir uns auf den Weg nach Urgentsch. Hier wurden wir von Islom alle enttäuscht, als wir feststellten, dass es sich bei dem Flugzeug doch um eine Boeing handelte und nicht wie von ihm versprochen, um eine Iljuschin. Auf dem Weg nach Tashkent machten wir dann noch einen Stopp in Buchara und so kamen wir in den Genuss, zweimal starten und landen zu dürfen. Spät in der Nacht kamen wir in Tashkent an und fuhren zum Hotel. Das war dann aber schon der nächste Tag.

 

 

 

 

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