Neukirchen-Vluyn, 16.03.2013

 

Ich werde hin und wieder gefragt, warum ich keinen Alkohol trinke und antworte dann meist nur, daß mir Bier halt nicht schmeckt. Ehrlich gesagt ist das nicht der einzige und wichtigste Grund. Das Thema Drogen und Alkohol im speziellen hat mir schon viel Zeit geraubt, da ich mich damit intensiv auseinandergesetzt habe. Dieses jedoch immer alles zu erklären würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen und manchmal auch nur Ablehnung hervorrufen. Daher will ich hier mal einen Versuch wagen, meine Position näher zu erläutern. Bei diesem Thema tue ich mich schon schwer, einen Anfang zu finden, ohne daß sich irgendjemand auf den Schlips getreten fühlt, was im späteren Verlauf sicher der Fall sein wird, obwohl es von mir nicht beabsichtigt ist. Wie ihr sehen werdet, ist es in der Sache bedingt, daß sich so manch einer den Schuh anziehen wird.

 

Am besten fange ich damit an, euch zu erklären, warum mich dieses Thema im Laufe meines Lebens so beschäftigt hat. Mein Vater war Alkoholiker und ist auch an den Folgen gestorben. Was es heißt, einen Papa zu haben, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist, weiß wahrscheinlich nur ein Kind, welches es selbst miterlebt hat. In meinen ersten Lebensjahren hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Vater, da er ja irgendwie ein herzensguter Mensch gewesen ist. Mit zunehmendem Verlauf seiner Alkoholikerkarriere wurde es aber zeitweilig unerträglich. Immer wenn er besoffen nach hause kam gab es Krach. Er war dann sehr aggressiv und lies keine anderen Meinungen gelten. Später bekam er dann durch seine Sucht Schlaganfälle und Diabetes, welche die Adern zusetzte und ihn dann im Alter von 58 Jahren ins Grab schickte. Nach den Schlaganfällen und anschließendem Entzug mit klinischer Entgiftung war er ein Pflegefall und bekam von uns keinen Alkohol. So traurig die Situation war muss man jedoch sagen, daß ab diesem Moment das Familienleben wieder besser funktionierte. Mit dem Alkohol verschwand auch der Krach und wir verstanden uns wieder besser. Diese Tatsache hat mich sehr nachdenklich gemacht und ich will nicht ausschließen, daß ich es an anderer Stelle schon einmal erwähnt habe.

 

Wie hat dieser Teil meines Lebens jetzt aber auf meine Psyche und Ansichten eingewirkt? Was denkt sich ein Kind, wenn es so etwas mit ansehen muss? Bei mir war es so, daß ich in jungen Jahren, so im Alter von 14-15, fleißig mitgemacht habe. Es ist wohl so üblich, daß der Papa das Vorbild für den Sohn ist. Mit zunehmender Krankheit meines Vaters wurde mir aber auch die Verzweiflung meiner Mutter immer mehr bewusst. Ich fing an, mich über die Gefahren des Alkoholismus näher zu informieren. Mit 16 Jahren kam dann auch noch der erste Führerschein und ich musste dafür wegen meiner Einäugigkeit den sogenannten Idiotentest machen (Bevor Rückfragen kommen: Ich habe ihn bestanden und damit bewiesen, daß ich ein Idiot binJ). Dieser Test war sehr teuer und ich saß nun zusammen in einer Runde mit Leuten, die schon einmal einen Führerschein besessen hatten und ihn wegen dem Suff wieder abgeben mussten. In diesem Moment fragte ich mich, ob ich den Alk wirklich zum Leben brauche und ich beschloss, meinen Lappen, wenn ich erst einmal einen besitze, nie wieder her zu geben und diesen Test niemals zu wiederholen. Meine Neugier war jetzt so richtig geweckt und ich informierte mich noch mehr. Besonders erschrak ich, als ich feststellte, daß der Alkohol in der Lage ist, die Psyche eines Menschen zu verändern. Die einzelne Person kann es überhaupt nicht merken, daß sie verändert wird. Ich denke, dieser Umstand ergibt sich aus einer anderen, bewiesenen Tatsache der menschlichen Psyche: Der Mensch ist bereit, viele, viele Lügen als Wahrheit anzuerkennen, hauptsache er steht auf der Seite des Guten. Da der Alkoholismus als negativ angesehen wird, verbietet es die Psyche, eine eigene Sucht anzuerkennen. Jeder Mensch, er mag sich mit den Folgen des Alkohols noch so gut auskennen, wird mit zunehmendem Alkgenuß anfangen, es zu verharmlosen. Es fängt ganz unbewusst damit an, daß es plötzlich nur noch Bierchen und Schnäpschen sind, evtl. die Abende danach benannt werden (Bowleabend, Wodkaabend, Rumabend) oder man sich trifft, um ein Bier miteinander zu trinken. Früher hat man sich zum Quatschen und fröhlichen Zusammensein getroffen. Medizinische Studien, mögen sie auch noch so umfangreich und häufig sein, sind auch nicht mehr glaubwürdig, wenn sie etwas gegen den Alkohol aussagen. Eine dieser erst kürzlich veröffentlichen „unglaubwürdigen“ Studien belegte beispielsweise, daß Alkohol geistig unflexibel macht und das in einem erschreckenden Ausmaß. Wer auch nur 1-2 Glas Bier trinkt ist demnach bis zu 3 Tage in seiner Denkfähigkeit beeinträchtigt. Ein Vollrausch bleibt bis zu einer Woche im Balg und treibt dort sein verräterisches Spiel. Diese Studie diente der Erforschung des sogenannten Alkoholikerstarrsinns und fand auch eine passende Begründung dieser Umstände. Alkohol ist nun mal ein Zellgift und tötet die Gehirnzellen. Solange der Alkohol im Körper ist, ist das Hirn halt mit Recoveryprozessen beschäftigt und hat somit keine Zeit mehr, auch noch andere Meinungen zu akzeptieren bzw. anzuerkennen. Was einmal galt, gilt für alle Ewigkeit und das ist dann der Starrsinn. Ist der Alkohol also erst einmal als harmlos akzeptiert, so ist es halt so und man braucht nicht zu versuchen, da gegen an zu reden. Das Gehirn ist nicht in der Lage, seine Meinungen zu ändern, solange Alk im Spiel ist. Viele Ehen gehen in dieser Phase der Krankheit zu Bruch, da der Partner des Kranken kein Recht mehr bekommt und immer hinten anstehen muss. Viele Alkoholiker werden auch aggressiv und ich meine, daß dies auch damit zu tun haben könnte. Die meisten Menschen glauben ja, daß sie ganz genau wüssten, was in ihnen selbst vorgeht und vergessen dabei, daß auch sie nur Menschen sind und auch ein Unterbewusstsein haben, welches sie selbst auch nicht immer steuern bzw. kontrollieren können, sonst wäre es ja kein Unterbewußtsein sondern sehr bewußt. Diese Tatsache ist für manche Menschen nicht hinnehmbar, da sie sich ja ganz genau kennen. Ich denke jedoch, daß auch ein Alkoholiker im Unterbewusstsein Schuldgefühle wegen seines Alkoholkonsums entwickelt. Der Charakter des Menschen kämpft jedoch dagegen an, es ins Bewusstsein zu lassen und so wird lieber direkt mit den anderen gemeckert, bevor die etwas dazu sagen können.

 

Manch einer mag es weit hergeholt finden, aber ich glaube, daß der Alkohol teilweise sogar Schuld ist, daß Kriege geführt werden. Wie anders lässt es sich erklären, daß immer die Länder Krieg führen, in denen dem Alk gehuldigt wird? Islamische Länder, in denen dies nicht so sehr der Fall ist, führen auch keinen Krieg! Sie können halt miteinander reden und andere Meinungen akzeptieren. Länder in denen Bier, Wodka und Konsorten fast schon zu den Grundnahrungsmitteln gezählt werden, können die Meinungen der anderen nicht akzeptieren und müssen sie mit Gewalt unterdrücken. Hauptsache die eigenen Einstellungen und Meinungen bleiben unangetastet und müssen nicht geändert werden. Der Recoveryprozess der Hirne besitzt eine höhere Priorität, da es wichtiger ist, altes Wissen zu bewahren, als Neues hinzu zu gewinnen. Lernen unter Alkoholeinfluß ist daher sehr schwierig bis unmöglich. Für einen Alkoholiker darf sich also nichts ändern und es muss immer alles beim alten bleiben. Er geht in eine Art Abwehrstellung und möchte nichts von den Folgen hören. Versucht man auch nur sachlich mit ihm darüber zu diskutieren, so fühlt er sich direkt persönlich angegriffen. Man meint es dabei doch gar nicht böse und es tut manchmal einfach weh, wenn man an Verwandten, Bekannten oder Freunden plötzlich Verhaltensweisen feststellt und denkt: „Oh nein, bitte nicht nochmal. So hat es bei deinem Vater auch angefangen“. Es hat einfach weh getan zugucken zu müssen und nicht helfen zu können. So sehr man sich aber auch besorgen mag, so hat man keine Chance, erhört zu werden, wenn die Person schon in Abwehrstellung ist und nichts mehr hören will. Da macht man sich Sorgen und handelt sich damit nur Ärger ein, da der andere sich beleidigt fühlt.

 

Ein weiteres Argument gegen den Alkohol ist, daß er auch noch andere Organe in Mitleidenschaft zieht. Von der Speiseröhre über den Magen bis hin zur Leber und Bauchspeicheldrüse kriegen alle was ab. Hat die Zerstörung des Körpers erst einmal begonnen, ist es meist zu spät, um es rückgängig zu machen. Die abgestorbenen Gehirnzellen bleiben ja sowieso für immer kaputt. Viele Leute meinen immer, daß dies nur bei einem Vollrausch der Fall wäre, aber wie in mehreren klinischen Studien bewiesen, beginnt das Absterben der Zellen mit dem ersten Tropfen Alkohol, dem man dem Körper zumutet. Die Anzahl der sterbenden Zellen wird durch die Menge des Alkohols bestimmt. Dies ist schon allein der Tatsache zu schulden, daß der Körper um so länger braucht, bis er den Alk wieder abgebaut hat. Solange was im Körper drin ist, solange sterben halt auch die Zellen. Hierbei wird auch direkt deutlich, daß die meist gebrauchte Ausrede eines Alkoholikers dummes Zeug ist. „Ich trinke ja nur Bier“ heißt es immer so schön, dabei ist es egal, ob ich eine 0,5 Literflasche Bier trinke oder einen 0,02 Liter Schnaps. Die Alkoholmenge ist die Gleiche.

 

So, für heute habe ich erst einmal genug erzählt und möchte zu einer Art Fazit kommen. Ich möchte niemandem Vorschriften machen, wie er sein Leben zu leben hat. Für mich habe ich jedoch entschieden, daß es auch ohne Alkohol geht. Es ist ja nicht so, daß ich gar keinen Alkohol konsumiere, aber ich überlege mir es immer sehr genau und es sollte schon ein besonderer Anlass vorhanden sein. Vielleicht ist es auch das ungute Gefühl, was ich habe, wenn ich Alk trinke, welches mir den Geschmack verdirbt. An heißen Sommertagen gelüstet es mich auch schon mal zu einem eiskalten Bier. Eins reicht dann aber auch. Für mich persönlich ist Alkohol mehr ein Reinigungsmittel, da es desinfizierende Wirkung hat und alles abtötet. Auch als Konservierungsmittel ist es geeignet aber zum Trinken besser nicht. Wenn ich an die vielen unschuldigen Opfer denke, die von Besoffenen plattgefahren wurden, meine ich auch, daß es die skandinavischen Länder richtig machen. Dort ist der Alkohol so teuer, daß es sich keiner leisten kann, sich ständig die Birne weg zu schlucken. Die Preise sind so angepasst, daß man es sich für besondere Anlässe aufhebt. Meinetwegen kann eine Flasche Bier auf zehn Euro und eine Flasche Schnaps auf das zehnfache davon verteuert werden. Dadurch würde sich eventuell auch die Anzahl der alkoholgeschädigten Babys reduzieren lassen. Es wird geschätzt, daß pro Jahr mindestens 2.000 solcher armen Geschöpfe in Deutschland das Licht der Welt erblicken. Die Menschen müssen wieder lernen auch ohne Alkohol glücklich zu sein. Man muss es nur bei anderen Völkern abgucken, denn da habe ich es selbst erlebt, wie man ausgelassen feiern kann, ohne einen Tropfen Alkohol zu genießen. Unserer Regierung ist es natürlich Recht, wenn der Alkoholkonsum hoch gehalten wird. Ein betrunkenes Volk ist zufriedener und lässt sich leichter regieren und kontrollieren. Im Grunde genommen muss es auch jeder für sich entscheiden, wie er sich verhält. Ich werde auch niemanden dafür verachten, daß er trinkt, denn ich weiß ja nicht, ob er es überhaupt so deutlich wahrnimmt, was mit ihm geschehen ist oder wird. Mag ja auch sein, daß es ihm egal ist und dann ist es für ihn ja auch in Ordnung. Ich habe für mich ganz allein entschieden und da es mich ein Bisschen abschreckt, wenn es mit der Sauferei zu viel wird, stehe ich dann lieber auf und gehe.

 

Das soll es jetzt wirklich erst einmal gewesen sein und ich möchte hier noch einmal betonen, daß ich hier wirklich niemanden persönlich angreifen wollte. Ich wollte einzig meinen Standpunkt zum Thema Alkohol erläutern, mehr nicht. Ich möchte im Leben lieber einen klaren Kopf behalten und lernfähig bleiben. Das einzige was mir den Kopf verdrehen könnte, wäre ein nettes Weibchen aber nicht der Fusel.

 

 

PS: Mit ein Grund, weshalb ich dieses Thema hier überhaupt erwähne ist, dass es in der deutschen Gesellschaft totgeschwiegen wird. In unseren Regionen hat sich der Alkohol so durchgesetzt, dass auch die Ärzte dem Feierabendbierchen nicht abgeneigt sind. Da es sich bei ihnen auch nur um Menschen handelt, können sie ja nicht zugeben, dass dies ein Fehler ist. Der Alk ist gesellschaftlich schon so anerkannt, dass man von vielen Leuten schlecht angesehen wird, wenn man sich zu diesem Thema äußert. Ich denke mir jedoch, dass etwas nicht besser bzw. gesünder wird, nur weil es ja schließlich alle so machen. Dieses Thema ist mir jedoch zu wichtig, um bagatellisiert zu werden und da es mir ziemlich egal ist, was andere über mich denken, wollte ich es hier nicht verschweigen.