Mein großer Grauer

Seit 1996 gehört meine Wohnung meinem großen Grauen, namens Jackie mit. Obwohl es sich um einen Kongo-Graupapagei handelt, erblickte er in Kamerun das Licht der Welt. Anfangs ziemlich Kontaktscheu, kann er heutzutage nicht lange genug gekrault werden. Er beweist mir immer wieder, wie intelligent Tiere sind. Ich bin davon überzeugt, daß er selbst in der Lage ist, die Stimmungslage meinerseits zu erkennen. Ist man mal ein wenig niedergeschlagen, so versucht er einen wieder auf zu heitern. Durch ihn habe ich jemanden, der einen immer froh begrüßt, wenn ich von der Arbeit komme. Eigentlich ist er ein sehr ruhiger Vertreter seiner Gattung aber auch ein Tier hat seinen Stolz und so gibt es auch bei ihm Ausnahmen. Sollte ich es am Wochenende einmal vergessen, ihn zu versorgen, bevor ich mir etwas zu essen nehme, so kriege ich es lautstark zu hören. Obwohl er sich eigentlich frei im Wohnzimmer bewegen könnte verlässt er seinen Käfig höchstens für einen Spaziergang auf seiner Fensterbank. Sollte ich es jedoch wagen eine Gardine vor sein Fenster zu hängen, so klettert er sofort auf die Gardinenstange um das störende Gewebe dezent zu entfernen. Wenn es im Sommer einmal sehr heiß ist, so geniesst er auch schon einmal die Kühle der Bodenfliesen. Wo er sich rumtreibt, wenn ich auf der Arbeit bin, weiß ich jedoch nicht. Sollte er sich dann rumtreiben, hat er es bisher jedenfalls gut vor mir verborgen. Alles in allem kommen wir beide super miteinander klar und ich möchte ihn nicht mehr missen. 

Jackie wo bist Du nur? Am 27.11.2011 verstarb mein bester Freund. Bei ihm konnte ich mir sicher sein, daß er mich wirklich geliebt hat und ich ihn auch. Er ist jetzt gerade ein Tag tot und ich vermisse ihn so sehr. Das Wohnzimmer ist ohne ihn so leer. Keiner mehr, der "Ei, ei" ruft, wenn er gekrault werden möchte. Wir waren doch lange Zeit eins und jetzt bist Du nicht mehr da. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß mit dir auch ein Teil von mir gestorben ist. Mein ganzes Leben war zu einem großen Teil auf dich ausgerichtet. Ich spreche noch mit dir, obwohl Du nicht mehr da bist. Vergessen werde ich dich mein ganzes Leben nicht. Ich hoffe nur, daß es dir jetzt gut geht und werde wohl noch eine ganze Zeit um dich trauern. Du warst in der letzten Zeit mein ein und alles und Du hast dir immer alle Mühe gegeben, mich aufzuheitern. Wir haben so viel zusammen durchgemacht und gemeinsam erlebt. Dein Watscheln über die Fensterbank oder Bodenfliesen sah immer so lustig aus und Du warst in der letzten Zeit so anhänglich. An dir kam keiner vorbei, selbst Fremde mussten erst kraulen, bevor sie weitergehen konnten. Sobald jemand in deine Nähe kam, beugtest Du schon den Kopf nach vorne und wolltest liebkost werden. In den gut 16 Jahren, die wir gemeinsam verbrachten, hast Du mich nur ein einziges Mal gebissen und das war ich selber Schuld. Ich hatte es damals aber auch gut mit dir gemeint und musste dich in diese Tasche sperren, da wir zum Tierarzt mussten. Sonst hast Du in der ganzen Zeit niemals jemanden etwas getan und warst somit ein extrem friedlicher Artgenosse. Ich habe deinen Käfig heute schweren Herzens erst einmal ins Schlafzimmer geschoben, damit ich mich damit abfinden kann, daß du nicht mehr da bist. Man alter Geier, ich habe dich so geliebt und vermisse dich.